Konzept Schuleingangsphase

„Die Grundschule ist eine gemeinsame Schule für alle Kinder. Neben vielfältigen individuellen Begabungen treffen hier Kinder mit und ohne Behinderungen unterschiedlicher sozialer oder ethnischer Herkunft, verschiedener kultureller Orientierungen und religiöser Überzeugungen zusammen. Aufgabe der Schule ist es diese Vielfalt als Chance zu begreifen und sie durch einer umfassende und differenzierte Bildungs- und Erziehungsarbeit für das gemeinsame Lernen der Kinder zu nutzen. (…) Diese Vielfalt ist als Herausforderung zu verstehen, jedes Kind bezogen auf seinen individuellen Stärken und Schwächen (…) nachhaltig zu fördern.“[1]

Neben der Auseinandersetzung mit einem Lerninhalt auf der Basis individueller Lernvoraussetzungen (Eigenkonstruktion) ist uns gleichzeitig ein Austausch von Gedanken, Ideen, Entdeckungen untereinander (sozialer Austausch) wichtig. Das Von- und Miteinander lernen steht im Vordergrund. Auch im Hinblick auf die aktuelle Diskussion der Inklusion erscheint es wichtig, ein gutes soziales Klima aufzubauen, das von gegenseitiger Achtung und Hilfsbereitschaft geprägt ist.

Wir arbeiten seit 2013 in der sogenannte „Flexible Schuleingangsphase“. Es werden jahrgangsübergreifende Klassen (JÜ) eingerichtet, die die Kenntnisse und Fertigkeiten der Klassen 1 und 2 vermitteln und in der die Schülerinnen und Schüler mindestens ein und maximal drei Jahre verbleiben.

Chancen für die Erstkläsler*innen

Sie können

  • die Zweitklässler in ihrem Verhalten und in ihren Arbeitsweisen beobachten und vieles intuitiv oder bewusst übernehmen.
  • sich schnell und sicher in praktizierte Regeln, Vereinbarungen und Rituale einfinden.
  • schon nach kurzer Zeit mit vielen Materialien sachgerecht umgehen und nach Plänen arbeiten.
  • sich bei Präsentationen und Vorträgen an den Darstellungsformen der Zweitklässler orientieren.
  • sich Erklärungen und Hilfen jeglicher Art holen.
  • von der Neuzusammensetzung nach einem Jahr profitieren, da ein Wechsel von Positionen und „Rangplätzen“ in der Gruppe möglich wird.

Chancen für die Zweitklässler*innen

Sie werden

  • in ihrer Sicherheit, den Schulalltag auch bei erhöhten Anforderungen bewältigen zu können, sichtbar gestärkt.
  • in ihrer Teamfähigkeit und in ihrem Selbstbewusstsein durch die ihnen zugewachsene Helferrolle gefördert.
  • in allen Bereichen der Leistungspräsentation zu genauem Arbeiten und Handeln motiviert.
  • Lernen, sich die Handlungsweisen der jüngeren Kinder einzufinden und sie zu verstehen.
  • bei entstandenen Lernlücken ohne Schuldgefühle die Auffrischung des Unterrichtsstoffes aus dem 1. Schuljahr erleben.

Die Kinder verbringen ihre Lernzeit während der Schuleingangsphase im selben Klassenraum und möglichst bei derselben Lehrerin/demselben Lehrer. Im Falle des Nichterreichens der Kompetenzerwartungen anstatt einer Wiederholung eines Schuljahres in einer komplett neuen Lerngruppe können die Kinder ein drittes Jahr in vertrauter Umgebung verweilen und individuell weiterlernen.